Bei der Martingale Progression handelt es sich um eine Strategie für verschiedene Glücksspiele, die darauf beruht, den Einsatz im Verlustfall bei der nächsten Runde zu erhöhen. Benannt ist diese Strategie nach dem französischen Ort Martigues, deren Einwohner früher als relativ leichtgläubig galten („martegalo“ ist auch heute noch ein Ausdruck für „waghalsig“ oder „leichtsinnig“ in der Provence). Die Martingale Progression wird hauptsächlich von Hobbyspielern und Amateuren bei Spielen wie Pharo oder Roulette eingesetzt, kommt mitunter aber auch bei Wetten zum Einsatz.
Die klassische Progression nach Martingale-Strategie sieht im Roulette beispielsweise vor, zunächst eine Einheit auf die Farbe schwarz zu setzen. Kommt schwarz, gewinnt der Spieler. Kommt rot, so verdoppelt der Spieler für die nächste Runde seinen Einsatz. Kommt nun schwarz, hat der Spieler drei Einheiten eingesetzt, gewinnt aber vier und ist somit auf der Gewinnerseite. Kommt wieder rot, wird der Einsatz für die nächste Runde wieder verdoppelt. Das Verdoppeln des Einsatzes erfolgt also so lange, bis der Gewinnfall eintritt, bei dem der Spieler unabhängig von allen vorigen Verlusten immer mit einem Plus aus dem Spiel geht. Nach dem Gewinn beginnt der Spieler nun wieder mit dem Einsatz einer Einheit auf schwarz.
Diese Strategie ist natürlich nicht nur mit dem Spiel auf Farben möglich, sondern auch mit dem Spiel auf gerade oder ungerade Zahlen oder sonstigen Spielmöglichkeiten, bei denen es nur zwei mögliche Ausgänge gibt.
Die Krux dieses Prinzips besteht darin, dass die Verlustserien so lang sein können, dass der Einsatz irgendwann nicht mehr verdoppelt werden kann, da dann das Einsatzlimit des Tisches erreicht ist. Hält die Serie des Verlusts also zu lange an, steht der Spieler am Ende mit einem Totalverlust seines gesamten eingesetzten Kapitals dar. Kurzfristig führt die Progression zum Erfolg, langfristig jedoch wird immer ein Totalverlust eintreten. Ebenfalls ein Nachteil ist es, dass die Einsätze auch schon vor Erreichen des Limits mitunter enorme Höhen annehmen können und viele Spieler einfach nicht genug Spielkapital mit an den Tisch bringen, um die Progression „zu Ende“ spielen zu können.
Das Martingale-Prinzip ist zwar beim Roulette der sichere Weg in den Ruin, kann jedoch im Bereich der Sportwetten durchaus zum Erfolg führen. Hierzu benötigt man nur eine Reihe von Spielen mit einer Ausgangsmöglichkeit, deren Quote bei mindestens 2,0 liegt, da der Einsatz ja mindestens verdoppelt werden muss. Hierzu eignet sich beispielsweise der Ausgang „Unentschieden“ für Fußballspiele besonders gut, da dieses Ereignis quasi immer höher als 2,0 quotiert ist.
Beispiel: Am ersten Spieltag setzt der Spieler eine Einheit auf ein Unentschieden zwischen Schalke und Dortmund. Geht das Spiel unentschieden aus, macht der Spieler Gewinn. Geht das Spiel nicht unentschieden aus, so setzt er wieder auf ein Remis von Schalke am nächsten Spieltag und verdoppelt seinen Einsatz. Dies macht der Spieler so lange, bis das Spielergebnis von Schalke einmal „Unentschieden“ ist. Da es extrem unwahrscheinlich ist, dass eine Mannschaft während der Saison völlig ohne Remis-Spiele auskommt, ist dies mitunter eine profitable Strategie für Sportwetten. Die Nachteile sind jedoch genau die selben wie beim Roulette: Der Kapitaleinsatz kann mitunter enorm sein, besonders dann, wenn eine Mannschaft sehr lange nicht unentschieden spielt. Ein Einsatzlimit gibt es bei Sportwetten zwar theoretisch nicht, jedoch kommt es häufig vor, dass einzelne Buchmacher erfolgreiche Spieler beim Wetten limitieren. Merkt der Buchmacher also, dass ein Spieler auf lange Sicht Gewinn macht, limitiert der Buchmacher ihn häufig in seiner Einsatzhöhe, so dass dieser fortan weniger große Gewinne für sich beanspruchen kann und folglich irgendwann an eine Einsatzgrenze stößt. Die Martingale-Strategie bei Wetten anzuwenden ist daher ebenfalls mit einigen Risiken bedacht.